Seit fast einem Jahr bereichern unsere Esel das Hofleben. Max kam als Erster zu uns und Benito, der hellere von beiden, folgte wenig später. Es ist eine wahre Wonne die beiden heranwachsen zu sehen.
Aber der Reihe nach… Nachdem unsere Wildlinge Anton und Fritz sich bei uns eingelebt hatten, haben wir immer mal wieder damit geliebäugelt unsere wilde Herde zu erweitern. Esel fanden wir immer faszinierend hatten aber noch nie eigene. Wir wussten also relativ wenig über diese beeindruckenden Tiere. Seit einem Bericht über den wiederentdeckten Einsatz von Eseln zum Schutz von Schafsherden zum Beispiel gegen Wölfe, haben wir uns intensiv mit den Charakteristika von Eseln beschäftigt. Für uns nicht ganz unerheblich, weil wir im „Wolfsgebiet“ leben.
Da wir immer schon Pferde hatten, war es ganz spannend für uns welche Ähnlichkeiten Esel und Pferde haben, aber auch die großen Unterschiede der Huftiere.
Im Gegensatz zu Pferden sind Esel keine ausgesprochenen Fluchttiere. Vielmehr wird je nach Situation abgewägt, ob bei Gefahr eher Angriff Sinn macht als die Flucht. Wenn Esel sich verteidigen müssen, versuchen sie instinktiv mit den Vorderhufen das Raubtier zu zerstampfen, in den Nacken zu beißen, zu schütteln und somit das Genick des Gegners zu brechen. Die Analyse und das Einschätzen von Situationen hat dem Esel daher zu unrecht den Ruf eingebracht, sie seien stur. Das sind sie nämlich ganz und gar nicht. Dieses Verhalten war vielmehr überlebenswichtig in der Ursprungsheimat der Esel, da in den unübersichtlichen afrikanischen Geröllwüsten eine unüberlegte Flucht fatale Folgen für die Tiere gehabt hätte.
Der Zufall schreibt mitunter die schönsten Geschichten
Und so geschah es, dass wir Max begegnet sind und es sofort um uns geschehen war 😉 Wir schlenderten über den Egestorfer Herbstmarkt und sichteten den kleinen Max, der uns ein wenig leid tat, da er von allen Seiten bewundert wurde und somit eine Menge Trubel um sich hatte. Die lieben Augen unseres Maxes wirkten leicht müde von der ganzen Aufregung, die er über sich ergehen lassen musste. Er hatte überhaupt keine Rückzugsmöglichkeit. Also haben wir keinen Augenblick gezögert den kleinen Max aus der Situation heraus zu holen und ihm ein eselgerechtes Leben auf unserem Hof zu ermöglichen.
Wir haben Max erworben und ihn zu unseren Wildlingen gestellt. Die ersten Tage war unser Eselchen natürlich noch schüchtern, schließlich war ja die Umgebung völlig neu. Was wir bewunderten ist wie Max sich von uns, damals noch völlig Fremden, unkompliziert durch die Stallgasse über den Hof oder auch mal über eine Straße führen ließ.
Wir wären nicht wir, wenn Mäxchen hätte alleine bleiben müssen. Schließlich sind Esel Herdentiere. Sie brauchen mindestens einen Artgenossen. Doch obwohl er ein Herdentier ist, denkt jeder Esel eigenständig und entscheidet für sich selbst, anders als bei Pferden die ihrer Leitstute folgen. Wir recherchierten direkt nach Mäxchens Einzug also nach einem Kumpel und fanden den niedlichen Benito.
Die beiden sind so herrlich wie verrückt. Ihr liebstes Hobby ist gerade die zweijährigen Pferdehengste zu imitieren, ein entzückendes Bild wenn „Baby-Esel“ auf verspielte Pferde-Machos machen;) Die heranwachsende Vierer-Bande ist einfach unschlagbar und unzertrennlich zusammengewachsen.
Trennen müssen wir sie allerdings hin und wieder, wenn es zu nass oder zu kalt ist. Unsere Wildpferde sind es nicht anders gewohnt Wind und Wetter zu trotzen, bei Eseln ist das aber etwas Anderes. Esel mögen Regen nicht so gerne, daher sollten sie immer einen trockenen Unterstand zu verfügen haben der mindestens drei geschlossene Seiten hat. Das Eselfell ist weniger wasserabweisend als man es von Pferden kennt. Einen leichten Schauer kann es gut abhalten, bei einem kräftigen Regen saugt sich jedoch das flauschige Fell der Esel voll und braucht sehr lange bis es wieder trocken wird was zur Unterkühlung führen kann.
Einen trockenen Unterstand haben wir natürlich auf der Weide, dennoch holen wir die beiden Esel bei starkem Regen und extremer Kälte schon mal zu uns in den Stall, da auch die Hufe der Esel empfindlicher auf Nässe reagieren als es bei Pferden der Fall ist.
Diese Ohren.
Die riesigen Eselohren sind einfach der Hingucker und sind eigentlich völlig überproportioniert. Wir haben uns ständig gefragt warum das wohl so ist. Unsere Recherche ergab Folgendes: Wie auch die Sache mit den Hufen oder der extremen Trittsicherheit lassen sich die langen Ohren erklären, wenn man sich den ursprünglichen Lebensraum von Eseln vergegenwärtigt. In unübersichtlichem Gelände bei Tag wie auch bei Nacht hört der Esel Gefahren schnell und kann reagieren. Aber in erster Linie dienen die Ohren als Temperaturregulator; in ihrer Ursprungsheimat war es tagsüber oft heiß und nachts bitterkalt – wie bei afrikanischen Elefanten dienen sie zur Abkühlung. Das Blut unter der dünnen Haut der Ohren kühlt schneller ab als im restlichen Körper, und fließt anschließend gekühlt zurück in den Körper.
Wer jetzt wie wir auf den Esel gekommen ist, hier noch ein kleiner Tipp:
Esel sind sehr freundliche und auch den Menschen gegenüber soziale und dankbare Tiere. Man sollte liebevoll und konsequent mit ihnen umgehen. Wichtig ist es zu wissen, dass jeder Esel eine gewisse Zeit zur Eingewöhnung benötigt. Eine Faustregel besagt, dass die meisten etwa ein Jahr brauchen um anzukommen. Bei Max und Benito konnte man wirklich den Zeitpunkt spüren, als sie sich richtig heimisch fühlten.
Man muss also Geduld mit einem Esel haben, ihm Zeit geben und sich das Vertrauen verdienen. Regelmäßige Kuscheleinheiten können hier wahre Wunder bewirken ☺
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